Schlanke Produktion

Schlanke Produktion als Übersetzung von englischlean production“ und „lean manufacturing“ bezeichnet ursprünglich die von Womack/Jones/Roos in deren MIT-Studie (1985 bis 1991) bei japanischen Automobilherstellern vorgefundene, systematisierte Produktionsorganisation, welche der in den USA und Europa zu dieser Zeit vorherrschenden und von ihnen so genannten gepufferten Produktion („Buffered Production“) entgegengesetzt wurde.[1]

Shah/Ward (2007) verstehen unabhängig von dieser auf die damalige Situation bezogenen Definition schlanke Produktion als „integriertes soziotechnisches System, dessen Kernzielsetzung die Beseitigung von Verschwendung ist, indem gleichzeitig lieferantenseitige, kundenseitige und interne Schwankungen reduziert oder minimiert werden“.[2] Christoph Deutschmann sieht im Gegenteil die Funktion der Lean Production in der Abschaffung des Prinzips der „Abschirmung der Fertigungssysteme gegen die Kontingenzen des Marktes“, also in der Möglichkeit schnellerer Reaktionen auf Marktveränderungen, wobei die Aufgabe der Anpassung und Rationalisierung der Fertigung mit Hilfe standardisierter Methoden dezentralisiert und hierarchisch weiter nach unten verlagert wird.[3] Für die Anwendung solcher Lean Production-Methoden hat sich im deutschsprachigen Raum der Begriff „Ganzheitliche Produktionssysteme“ etabliert.[4]

Vertreter des Zukunftsprojekts Industrie 4.0 erklären, dass dieser Ansatz eine schlanke Produktion unterstützt, da die Transparenz vernetzter Systeme den kontinuierlichen Verbesserungsprozess unterstützt.[5] Andere halten dem entgegen, dass Industrie 4.0 als Automatisierungskonzept das Gegenteil einer Verschlankung der Produktion mit sich bringt,[6] weil dem nicht der ökonomische Imperativ zugrunde liegt, nach dem Aufwand und Nutzen in einem wirtschaftlichen Verhältnis zueinander stehen sollen, sondern der technologische Imperativ, nach dem Technik, die zur Verfügung steht, auch eingesetzt werden soll (koste es, was es wolle).

  1. J. Womack, D. Jones, D. Roos: The Machine that changed the World: The Story of Lean Production. Harper Collins, New York 1990, ISBN 0-06-097417-6;
    deutsche Übersetzung: Die zweite Revolution in der Autoindustrie. 4. Auflage. Campus, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-453-11750-6.
    Geprägt wurde der Begriff bereits 1988 von John Krafcik in dem zu der Studie gehörenden Bericht Triumph of the Lean Production, der in Sloan Management Review veröffentlicht wurde.
  2. R. Shah, P. T. Ward: Defining and developing measures of lean production. In: Journal of Operations Management. 25, 2007, S. 785–805. (Im englischen Original: “Lean production is an integrated socio-technical system whose main objective is to eliminate waste by concurrently reducing or minimizing supplier, customer, and internal variability.”)
  3. Christoph Deutschmann: Postindustrielle Industriesoziologie. Weinheim und München 2002, S. 25.
  4. Redaktion IG Metall: IG Metall - Ganzheitliche Produktionssysteme: Was ist das? In: www.igmetall.de. Abgerufen am 17. Januar 2017.
  5. U. Dombrowski, T. Richter: Ganzheitliche Produktionssysteme und Industrie 4.0. In: ZWF. 111, 12, 2016, S. 771–774.
  6. Volker Ahrens: Die zukünftige Bedeutung der REFA - Methodenlehre im Rahmen von Industrie 4.0. In: Arbeitspapiere der NORDAKADEMIE. Nr. 2018-01. NORDAKADEMIE, Juni 2018, ISSN 1860-0360, S. 4 (nordakademie.de [PDF]).

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